Das letzte Wochenende war Outing! Outing ist hier nicht das, was wir darunter verstehen, sondern “Chenglisch” für ein Wochenendausflug mit der Firma. Ähnlich, wie der Ausflug von 6000 Chinesen, die gerade durch Europa reisen, wird man vom Unternehmen eingeladen (nur die Maßstäbe sind etwas kleiner 😉 ). Outing heißt es, weil es raus aus Shanghai geht, in die ca. 400 km südlich gelegene Küstenstadt Xiangshan. Und zwar mit einem Bus, Freitags nach der Arbeit. Fünf Stunden lang. Aber nicht in so einem Reisebus, wie er in Deutschland immer gefragter wird, sondern mit der Asiatischen Variante davon. Also für kleinere und – der Federung nach zu urteilen- leichteren Menschen gebaut. Jetzt muss man nur noch wissen, dass die Straßen und Autobahnen auch gerne mal mit Schlaglöchern und Bodenwellen aufwarten. Dann kann man verstehen, warum ich mir bei Ankunft gerne eine neue Wirbelsäule und neue Knie ausgesucht hätte 😉 Kombiniert mit dem Fahrstil des Fahrers war die Achterbahn im Europapark ein Witz dagegen! Also so gesehen war die Fahrt gar nicht so schlecht 😉
Kaum in dem wunderschönen (echt wunderschönen!) Hotel angekommen, ging es auch gleich raus auf die Straße um in einem Restaurant mit Kollegen die regionalen Delikatessen zu probieren.
TAG 1
Der erste Tag begann früh. Um 8 Uhr war die Abreise für die Besichtigung eines kleinen Fischerdorfes und den Denkmählern an der Küste zu Shipu Stadt geplant. Nun war ich das erste Mal Part einer Gruppe, über die ich mich sonst immer etwas lustig gemacht habe. Eine Chinesische Reisegruppe besteht immer aus der Gruppe und einer Leiterin, die – augerüstet mit einer Flagge, einem leuchtenden Hut und einem mobilen Mirkofon – die Gruppe anführt. Ansagen gibt es über das Mikrofon, das auf die lauteste Lautsärke gestellt ist und gnadenlos übersteuert. Die Kenndaten der Durchsagen nimmt noch jeder mit, ab dann wird nicht mehr zugehört, sondern das neue Terrain erkundet.
Nachdem wir uns die Denkmäler angeschaut haben, sind wir zu einem Strandabschnitt gefahren, der hier sehr bekannt ist und im Sommer gerne zum Baden verwendet wird (Song Lanshan). Nach dem Mittagessen dort, bei dem es, wie das ganze Wochenende lang, Spezialitäten aus dem Meer gab, sind wir zur Filmstadt Xiangshan gefahren. Die Stadt ist hier so etwas wie bei uns die Babelsberger Studios. Alle möglichen Filme zum historichen Cina werden hier gedreht. Als wir da waren wurde gerade eine Schlacht-Scene gedreht, was ganz interessant war anzuschauen.
Danach ging es zum Abendessen wieder in die Stadt rein. Nach dem Abendessen konnten wir noch die Altstadt besuchen, die, wie viele Altstädte hier, sehr schön und urig ist.
TAG 2
Tag 2 begann noch früher als der erste Tag. Denn vor der Heimfahrt wollten wir uns noch eine Insel anschauen, die zu einem Naturschutzgebiet gehört. Diesmal standen wir um 8 Uhr schon vor der Fähre, die uns dorthin bringen sollte. Nach der kurzen Überfahrt sind wir einen Wanderpfad entlang der Küste gelaufen, der mit Treppen und Steigungen versehen, doch etwas anstrengend war. Allerdings wurde man mit schönen Aussichten entschädigt. Die Aussicht wäre noch schöner gewesen, wenn das Meer nicht braun dahin geschwappt, sondern blau und frisch gewesen wäre. Die allgegenwärtige Umweltverschmutzung im Land wurde hier leider sehr deutlich und hat mich schon traurig gestimmt…
Danach ging es noch ein letztes Mal “Seefood” essen. Sprich alles was schwimmen kann, außer Boote 😉 und dann ging es auch schon wieder Heim!
Alles in allem war es ein schönes Wochenende, insbesondere, weil man die Kollegen besser kennen lernen konnte und sich so ganz einfach Barrieren abgebaut haben. Seitdem habe ich zum Beispiel immer jemanden mit dem ich über Fußball philosophieren kann (OK, die Eintracht ist jetzt weniger bekannt 😉 ) und ich gehe nun immer Mittwochs zum Badminton. Ohne die Reise wäre so etwas wohl erst viel später oder nie zustande gekommen.