Um Missverständnisse gleich auszuräumen. Ich mag Trump nicht. Ich finde seine politische “Agenda” abschreckend. Seinen Wahlkampf fand ich wiederwertig. Und trotzdem glaube ich, können wir viel lernen von seinem Erfolg.
Ich glaube nicht, dass wir die Wahlen in den USA isoliert betrachten können. Es liegt nicht an “Dummen Wählern”. Denn es ist allein dieses Jahr nicht das erste Mal, dass nationalistische Populisten Wahlen gewinnen. Wir “durften” den Brexit, Wahlsiege von Le Pen in Frankreich und den Aufstieg der AFD in Deutschland erleben. Der globale Rechtsruck ist Realität. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass ab dem 4. Dezember in Österreich ein Nazi Präsident wird. Zudem sind durch den Sieg von Trump, die Chancen von Le Pen nicht gesunken, selbst Präsidentin zu werden und dass die AFD locker über 20% kommt.
Doch noch ist Zeit gegen zu steuern. Noch können wir uns fragen, was macht die Populisten so verdammt erfolgreich?
Eine Antwort gibt Michael Moore in einem Artikel, den er vor der Wahl geschrieben hat. Er hat den Wahlsieg Trumps vorausgesagt und sehr genau analysiert, warum das so ist.
Also, was hat Trump mit seinen Beleidigungen und Erniedrigungen gemacht? Er hat gegen das Establishment gestänkert. Seine eigenen Leute hat er immer wieder auf den Sieg eingeschworen, egal wie die Prognosen waren. Er hat den starken Mann gegeben, die Verlierer der Globalisierung angesprochen, ist in Regionen gegangen, die abgehängt sind, die in den letzten Jahren einen sozialen Abstieg erfahren haben. Er hat Ohio nicht umsonst so oft in der ersten Presidential Debate genannt. Außerdem hat er das Netz genutzt. Dabei hat er den Hass sowie die Wut, die dort unterwegs sind, aufgesaugt wie ein Schwamm und über das Establishment gegossen. Sein Handeln hat Strategie. Man muss das nicht gut finden, aber man muss sich schon fragen, was können wir tun, damit diese Strategie nicht weiterhin erfolgreich ist?
Was bedeutet das für uns, als Teil der Zivilgesellschaft, die das nicht will? Was bedeutet das für die Grünen?
Wir brauchen keine Themen, die bis ins kleinste Detail ausdiskutiert werden. Das hat uns die letzten Jahre behäbig gemacht, schwer zu verstehen, abgehoben und arrogant. Wir brauchen eine Richtung, eine Vision die wir vorgeben können, keine 6-stündige Detaildiskussion über eine Vermögensteuer.
Wir müssen eine Bewegung schaffen. Wir dürfen die Abgehängten nicht beschimpfen. Wir sollten sie mitnehmen, positive Bilder zeichnen. Und eine Antwort auf die Frage finden: Wie können wir unseren Status, unsere Heimat erhalten und trotzdem weiter in der Welt miteinander zusammenwachsen? Wir sollten mehr Einendes nennen als Trennendes und ein positives Gefühl vermitteln, anstatt zu belehren.
Wir müssen nicht nur Wähler umstimmen, sondern diejenigen, die normalerweise nicht wählen gehen würden, an die Wahlurne bringen.
Wir müssen die Ohios Deutschlands verstehen lernen. Im ländlichen Raum und im Osten der Republik mehr Präsenz zeigen. Zeitgleich unsere starken Standorte halten. Neben diesem Spagat müssen wir die Brücke zwischen alt und jung schaffen.
Wir dürfen die junge Generation der unter 30-Jährigen nicht vernachlässigen, die bei den angesprochenen Wahlen völlig unter die Räder geraten ist. Gerade sie sind es, die mit großer Mehrheit das demokratische, globale Prinzip in überwältigender Mehrheit in den USA oder England gewählt haben. Es wäre für die Zukunft furchtbar, diese Generation komplett zu verlieren, weil die wenigen, die noch wählen, dann auch nicht mehr wählen gehen. Dazu müssen wir Strategien entwickeln, wie wir online kommunizieren. Daniel Mack hat dazu einen sehr intelligenten Beitrag geschrieben.
Letztlich müssen wir erreichen, was Obama 2008 geschafft hat. Damals ist er auch etwas überraschend der erste schwarze Präsident der USA geworden. Also: Yes, we can!